Der systemische Blick auf Probleme und Lösungen

Jede/r hat sie. Jede/r kennt sie. Problem(e). „Oh nein!“

Die Liste von Problemen ist lang: zu laute Kolleg*innen, zu renitente Mitarbeiter*innen, zu unsensible Führungskräfte, unzuverlässige Freunde, … . Probleme sind meist Beziehungsprobleme. Etwas sexier als Problem klingt da schon Herausforderung, das hat irgendwie etwas aktiveres, etwas veränderbareres. „Verdammt, muss das genau jetzt passieren!?“ hört mensch sich manchmal selber sagen.
Jedes wahrgenommene Beziehungsproblem hat natürlich auch immer etwas mit einem/r selbst zu tun. Wir sind schließlich Teil dieser „problembehafteten“ Beziehung. Um Schuld geht es dabei nicht, denn sobald Probleme moralisiert werden, und das geschieht sehr häufig (in Bayern sagt man dazu dann beleidigte Leberwurschd), wird es zäh.

Der Blick auf den eigenen Anteil ist hilfreich

Wenn mensch diese problembehaftete Szenerie etwas verlangsamt, auseinander zieht, innehält und sich Fragen stellt, wie z.B.: „Was ist überhaupt mein Anteil an diesem Problem und wofür ist mein Umgang bzw. mein Verhalten mit diesem Problem eine Lösung? Was erfülle ich mir selbst, wenn ich es so mache? Aus welchen anderen Kontexten kommt mir mein gezeigtes Verhalten bekannt vor? Welches Verhaltensmuster zeigt sich bei mir, wenns schwierig wird? …“
Es geht hierbei erst einmal nicht um eine schnelle Lösung (die ist möglicherweise das Problem!), sondern um ein neues Verständnis von sich selbst und dem eigenen Verhalten. Den eigenen Blick von sich schärfen, die guten Gründe und was es einen selbst „kostet“ kennen- und verstehen lernen. Lösungslosigkeit aushalten.
Durch das Schaffen einer reflexiven Gegenwelt verändert sich der Blick auf Probleme. Mensch ändert dadurch die eigene Haltung zu dem problembehaftetem Kontext. Neues Verhalten kann entstehen und führt zu einer Veränderung der Situation.

Probleme sind alte Lösungen. Auch neue Lösungen haben ihren Preis.

Probleme entstehen also bei der Neuanpassung an eine veränderte Situation, an ein verändertes System. Also täglich! Das (alte) „problematische“ Verhalten hat bzw. hatte eine sinnvolle Funktion (guter Grund). Zu einem hohen Preis. Das Problem ist Bestandteil des (eigenen) Systems und damit in der Beziehungsgestaltung zum Gegenüber. Das Problem beeinflusst das eigene Verhalten und das Verhalten des Gegenüber. Auch neues Verhalten, also in diesem Kontext die Lösung, hat ihren Preis.