10 systemische Denkansätze für wirksame Führung
Führung heute ist nicht mehr das, was sie einmal war – und das ist gut so!
In einer Welt, die von stetigem Wandel, wachsender Unsicherheit und zunehmender Komplexität geprägt ist, genügt es nicht mehr, als Führungskraft heroisch an der Spitze zu stehen, vermeindlich klare Befehle zu erteilen und darauf zu hoffen, dass alle folgen. Die Realität sieht anders aus und das ist vierlorts beobacht- und spürbar. Dabei gleichen Organisationen lebenden, dynamischen (Kommunikations-)Systemen, in denen Führung vor allem eins ist – ein sozialer, nicht vollends planbarer, Prozess.
Als Führungskraft sind Sie nicht nur Entscheider*in, sondern auch Möglichmacher*in. Sie lenken nicht alles selbst, sondern schaffen Räume für Selbstorganisation, bieten Orientierung und verwandeln Unsicherheiten in produktive Energie. Dabei erfordert es Mut, nicht nur andere zu führen, sondern sich selbst immer wieder zu hinterfragen und einige der spontanen sowie strategischen Führungsimpulse im Nachhinein zu reflektieren.
Die nachfolgenden Denkanstöße bieten Ihnen theoretisch angehauchte Anregungen, wie Führung auch gesehen werden könnte. Die Gedanken basieren auf einer systemtheoretischen Perspektive von Führung und Organisation und laden dazu ein, gängige Führungsmythen und möglicherweise auch Ihr eigenes Führungsverständnis zu hinterfragen bzw. anzureichern.
Wenn Sie hierzu konkrete Fragen haben, melden Sie sich gerne bei uns via E-Mail: info@dasperspektivenwerk.de
Viel Spaß beim Lesen.
1. Betrachten Sie Führung und Organisation als Einheit
Führung ist nicht unabhängig von der jeweiligen Organisation zu. Wie sollte das auch möglich sein? Dort wo sich Führung inszeniert, hat es automatisch auch etwas mit dem entsprechenden Kontext zu tun. Führung spiegelt die Kultur, Strukturen und Ziele der Organisation wider. Fragen Sie sich daher regelmäßig: „Wie beeinflusst meine Führung die Organisation – und wie prägt die Organisation meine Führung? – Gibt es Anpassungsbedarf? Welchen Spielraum habe ich dafür?“
2. Führen Sie auch durch Strukturen, nicht nur ausschließlich durch Handeln
Führung bedeutet, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Teams eigenständig und effektiv arbeiten können. Ihre Aufgabe ist es, Orientierung zu geben, nicht ständig selbst einzugreifen.
3. Lenken Sie den Fokus der Aufmerksamkeit
Organisationen bestehen aus Kommunikation und basieren im Heute auf vergangenen Entscheidungen. Führung bedeutet in der Gegenwart, den Fokus der Aufmerksamkeit des Systems entsprechend der Ziele/ Zwecke zu lenken. Führungskräfte setzen Impulse, die definieren, worüber gesprochen, entschieden und gehandelt wird. Indem sie Prioritäten setzen und Orientierung bieten, ermöglichen Sie es dem System, sich auf wesentliche Themen zu konzentrieren und Unsicherheit in Handlungsfähigkeit zu transformieren. Führung ist damit weniger Steuerung und mehr eine Kunst der Lenkung von Aufmerksamkeit auf das, was für das System relevant und wichtig ist.
4. Führung ist Teamarbeit
Heroische Führung ist ein Mythos, denn Führung kann nicht dauerhaft durch eine Person bestimmt werden! Stattdessen liegt die Stärke von Organisationen in der Zusammenarbeit – ein ständiges austarieren zwischen Konflikt und Kooperation. Fördern Sie die Verantwortungsübernahme von einzelnen Mitarbeitenden und Teams, denn auch sie sind mitverantwortlich für den Fühungsprozess und damit auch für tragfähige Entscheidungen.
5. Führung besteht immer aus Grenz- und Verbindungsmanagement
Führung bedeutet, Verbindungen und Grenzen zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Interessen zu schaffen. Achten Sie darauf, Räume (oder gar Regeln) für problem- und lösungsorientierten Dialog zu schaffen, um sicherzustellen, dass möglichst viele relevanten Stimmen gehört werden. Denn Sie als Führungskraft befinden sich an unterschiedlichen Schnittstellen – zwischen Selbst-, Team-, Organisationsführung und dem Management mit externen Stakeholdern. Nutzen Sie diese Position, um im Sinne der Organisation Verbindungen einzugehen oder zu trennen.
6. Fördern Sie Selbstbeobachtung – bei sich und im System
Führung bedeutet auch, die Organisation zur Reflexion über ihre eigenen Entscheidungen zu befähigen. Schaffen Sie regelmäßig Raum und Zeit des Überprüfens (Metaebene/ 2. Ordnung), damit Sie selbst, Ihr Team und das Führungssystem lernt sich selbst zu beobachten.
7. Akzeptieren Sie Unsicherheit als kreatives Potenzial
Unsicherheit gehört zur Realität komplexer Systeme. Gute Führung erkennt Unsicherheiten und transformiert sie in (neue) Entscheidungsräume. Seien Sie sich bewusst, dass Unsicherheit und Nichtwissen oft ein wertvoller Ausgangspunkt für innovative Lösungen ist.
8.Konflikte lassen sich nicht lösen, sondern nur bearbeiten
Konflikte lassen sich nicht endgültig lösen, weil sie Ausdruck von unterschiedlichen Abteilungszielen oder Interessen sind. Organisation sind sozusagen um Konflikt herum „gebaut“. Als Führungskraft braucht man daher die Bereitschaft, sich mit unterschiedlichsten Paradoxien und Widersprüchen auseinanderzusetzen, da diese nicht auflösbar, sondern gestaltbare Spannungsfelder sind, die kreative Lösungen und Entwicklung ermöglichen (und manchmal auch echt nerven können, da sie immer weider auftreten).
9. Autorität muss sich täglich neu verdient werden
Ihre Autorität gründet in der vergangenen Bewährung von Aussagen über Sie selbst oder Ihre Handlungen, der Bezug ist also die Vergangenheit. Um Autorität und die Wahrscheinlichkeit von Akzeptanz für Sie und ihr handeln hochzuhalten, ist es wichtig, dass Sie sich konsistent verhalten: Machen Sie das, was sie sagen und sagen Sie das, was Sie machen. Dadurch schaffen Sie Sicherheit sowie Orientierung für andere.
10. Erlauben Sie sich, nicht perfekt zu sein
Führung erfordert Mut, Fehler zuzulassen – bei Ihnen selbst und im Team. Verabschieden Sie sich von der Illusion der Kontrolle, denn die Zukunft ist ja sowieso immer ungewiss und oft genug kommt es anders als wir denken.
Quellenangabe:
Inhaltlich lassen sich die Ausführungen hier auf unterschiedliche Autoren und Praktiker aus dem systemischen/ systemtheoretischen Feld zurückführen. U.A. sind hier zu nennen: Prof. Dr. Rudolf Wimmer, Klaus Eidenschink, Torsten Groth, Timm Richter, etc. Sollte hier eine fehlerhafte oder unvollständige Angabe vorliegen, bitten wir Sie um einen entsprechenden Hinweis. Vielen Dank.